Extensive Dachbegrünung: Aufbau, Kosten und mehr
Viele Hausherren fragen sich, wie sie ihr Garagen-, Carport- oder Flachdach ökologisch aufwerten können. Sie möchten für bedrohte Tierarten wie z. B. den Schmetterlingen einen neuen Lebensraum bieten, der durch die große Zahl an Schottergärten in deutschen Neubausiedlungen immer kleiner wird. Gleichzeitig soll die extensive Dachbegrünung durch verschiedene Pflanzen auch für den Menschen optisch ansprechend sein.
All diese Punkte sprechen für die extensive Dachbegrünung. Doch sie kann noch viel mehr als nur schön aussehen. Sie entlastet das Kanalsystem, filtert Feinstaub aus der Luft, verlängert die Lebensdauer der Flachdach-Abdichtung und verbessert zusätzlich das Raumklima in den darunterliegenden Wohnungen.
- Doch was genau ist eine extensive Begrünung des Daches eigentlich?
- Was ist der Unterschied zur intensiven Dachbegrünung?
- Welcher Aufwand entsteht, wenn ein Dach extensiv begrünt wird?
- Welche Pflanzen eignen sich?
- Welche nicht? Gibt es noch weitere Vorteile außer einem hübsch gestalteten Dach?
Wir erklären Ihnen die wichtigsten Punkte, die Sie über die extensive Dachbegrünung wissen müssen.
Unterschied einer extensiven und intensiven Dachbegrünung
Es gibt zwei Arten der Dachbegrünung. Die Intensive und die Extensive Dachbegrünung. Doch wo liegen die Unterschiede?
Intensives Gründach
Diese Art der Dachbegrünung kennt man auch als Dachgarten. Wie der Name schon vermuten lässt, handelt es sich um aufwändige Begrünungen mit Stauden und Sträuchern sowie Rasen- und Liegeflächen. Ihren Namen verdankt sie der vielen Pflege, die sie benötigt. Vor allem die Bewässerung kann sehr zeitintensiv sein. Der Dachaufbau der intensiven Begrünung beträgt meist mehr als 25 cm in der Höhe und die statisch zu berücksichtigende Last über 3,0 kN/m².
Extensive Dachbegrünung
Unter der extensiven Begrünung versteht man die naturnah angelegte Begrünung von Flachdächern. Einmal bepflanzt bzw. begrünt, versorgen sich die Pflanzen der extensiven Dachbegrünung selbst. Neben Kräutern, Gräsern und Moosen eignen sich besonders verschiedene Sedumarten. Sie kann ohne großen Aufwand selbst angelegt werden und benötigen keine zusätzliche Bewässerung. Die Aufbauhöhe eines extensiv begrünten Daches liegt zwischen ca. 6 und 15 cm, das Flächengewicht zwischen ca. 0,5 und 1,5 kN/m².
Für wen und wo ist eine extensive Begrünung interessant?
Ein extensiv begrüntes Dach eignet sich vor allem für Flachdächer. Auch Dächer mit einer leichten Neigung eignen sich gut als Gründach. Neben der gängigen Garagendachbegrünung eigentlich sich die Begrünung für Carports, Gartenhäusern sowie Mülltonnenunterständen. Auch die Vordachbegrüngung wird immer beliebter. Die wichtigste Voraussetzung, ein Dach bzw. ein Flachdach oder Garagendach zu begrünen, ist, dass das Dach, das zusätzliche Gewicht tragen kann. Allerdings sind Belastung nicht schwerer als die übliche Kiesschüttung, da bei der extensiven Dachbegrünung nur leichte Materialien verwendet werden.
Vorteile einer ökologisch wertvollen Dachbegrünung
- Schutz der Flachdach-Abdichtung: Die extensive Dachbegrünung schützt die Flachdach-Abdichtung ebenso vor großen Temperaturschwankungen wie vor UV-Strahlung und Hagelschäden. Die Lebensdauer kann sich so verdoppeln.
- Entlastung des Kanal- und Klärsystems: Ein begrüntes Dach ist ein idealer Speicher für Regenwasser.
- Verwirklichung nachträglich möglich: Die extensive Dachbegrünung ist statisch unbedenklich und kann auch nachträglich noch verwirklich werden.
- Verbesserung des Wohnklima: Im Sommer wird die Hitze reduziert, im Winter die Kälte abgehalten.
- Feinstaubfilter: Die Pflanzen der extensiven Dachbegrünung filtern Staub und Schadstoffe aus der Luft.
- Lebensraum für bedrohte Tiere: Bienen, Schmetterlinge und anderen bedrohten Insekten wird ein Lebensraum geboten, der immer knapper wird.
- Weniger Abwassergebühren: Oft werden begrünte Dächer mit reduzierten Abwassergebühren belohnt, da sie zu den unversiegelten Flächen gerechnet werden.
Eine Dachbegrünung richtig pflegen
Die Pflege der Dachbegrünung ist anspruchslos und relativ pflegeleicht, da sich die Pflanzen selbstständig entwickeln. Im Normalfall sind pro Jahr nicht mehr als ein bis zwei Pflegegänge erforderlich, die schnell erledigt sind. Der erste Pflegegang findet in den Monaten März bis April statt, der zweite zwischen September und November.
Der Pflegegang beinhaltet das Entfernen von Unkraut, dieses wird mit der Wurzel entfernt, sowie das Schneiden von Gräsern und Kräutern. Wurde ein Kiesstreifen angelegt, muss dieser ebenfalls von Unkräutern befreit werden. Des Weiteren wird einmal im Jahr gedüngt. Hier muss darauf geachtet werden, dass der Dünger für die extensive Dachbegrünung geeignet ist. Abschließend werden Dachabläufe, Dachrinnen und Kontrollschächte überprüft und gereinigt. Da zumeist Pflanzen verwendet werden, die auch längere Trockenperioden überdauern können, ist eine zusätzliche Bewässerung nicht nötig.
Vorgehen und Planung einer extensiven Begrünung
Im Folgenden möchten wir Ihnen einen Überblick darüber geben, was bei der Planung und eines extensiven Gründachs zu beachten ist und wie das weitere Vorgehen aussieht. Wie sollte der Aufbau des Gründaches aussehen und welche Dachsubstrate sind geeignet? Kontaktieren Sie uns gerne, wenn Sie Informationen wünschen, die genau auf Ihre Anforderungen zugeschnitten sind.
Aufbau einer Dachbegrünung
Der Aufbau des Daches bei der Flachdachbegrünung umfasst alle Schichten, die zur Herstellung eines Flachdaches immer benötigt werden. Dies sind:
- Unterkonstruktion bzw. Tragschicht
- Gefälleschicht
- Bituminöser Voranstrich
- Trenn- und Ausgleichsschicht
- Dampfsperrschicht
- Wärmedämmschicht
- Dampfdruckausgleichs- und Trennschicht
- Wurzelfeste Dachabdichtung
- Deckschicht (Auflast, Plattenbelag)
Im nächsten Schritt erfolgt der Aufbau der extensiven Dachbegrünung, die Maße der nun folgenden Schichten variieren selten. Folgendes Material wird für die verschiedenen Schichten der Dachbegrünung in der Regel benötigt:
Wurzelschutzschicht
Verhindert ungewünschtes Wurzelwachstum in die unteren Schichten. Besteht aus einer Wurzelschutzbahn oder –vlies mit einem Maß von 0,5 mm Stärke.
Drainageschicht
Übernimmt die Aufgabe der Ableitung des Wassers in die entsprechenden Dachabläufe. Die Maße der Drainageschicht liegen zwischen 25 und 40 mm.
Dämmschicht
Schützt die Dachabdichtung vor mechanischer Beschädigung, Reibung oder der Trennung von materialunverträglichen Produkten. Abhängig vom Dämmmaterial kann sie bis zu 70mm betragen.
Schutz- und Filterschicht
Verhindert das Einschlämmen von Feinteilen aus der Vegetationstragschicht in die Drainageschicht. Sie ist bis zu 5mm dick.
Substratschicht
Die Substratschicht ist für das spätere Wachstum der Pflanzen sehr wichtig, beeinflusst aber das Gewicht des Gründachs. Die Maße des Dachgartensubstrats für die extensive Nutzung beträgt zwischen 20 bis 40 mm Zentimeter Höhe.
Pflanz- und Vegetationsschicht
Zu guter Letzt entsteht die Vegetationsschicht aus einem Aufbau aus unterschiedlichen Moosen, Gräsern und Sträuchern mit bis zu 5cm Höhe. In der Vegetationsschicht versickert das Regenwasser und wird dort zwischengespeichert.
Dachsubstrat
Für Dachbegrünungen werden in der Regel „technische Substrate“ verwendet, da Mutterboden zu schwer und lehmig ist um als extensives Dachgartensubstrat genutzt zu werden. Des Weiteren enthält er Samen und Wurzeln, die in einem Substrat für die extensive Dachbegrünung unerwünscht sind. Technische Dachbegrünungssubstrate enthalten oft viele verschiedene Bestandteile wie z. B.: Lava, Bims, Blähschiefer, Blähton, Ziegelsplitt, Rindenhumus, Grünschnittkompost.Da die Dachbegrünung auf unzählige Arten von Flachdächern genutzt wird, gibt es viele verschiedene Substrate die als Material für die Dachbegrünung genutzt werden.
Hat man sich für eine bestimmte Form der Dachbegrünung (extensiv oder intensiv) entschieden, findet man schnell das perfekt auf die Drainageschicht abgestimmte Dachgartensubstrat wie z. B. das Extensiv-Einschicht-Substrat, das Extensiv-Mehrschicht-Substrat, Leichtsubstrat oder Rasensubstrat bzw. Untersubstrat.
Kosten einer extensiven Dachbegrünung
Natürlich stellt sich früher oder später die Frage, was eine Dachbegrünung kostet? Legt man die Dachbegrünung selbst an, kostet die extensive Dachbegrünung durchschnittlich zwischen 40 - 70€ pro qm, die intensive Dachbegrünung dagegen 80 - 140 Euro pro qm. Verringern lassen sich die Kosten mit einer Förderung für die Dachbegrünung, die in einigen Kommunen beantragt werden kann. Wer keine Förderung in Anspruch nehmen möchte und einen Handwerksbetrieb mit der Begrünung beauftragt, kann seine Handwerkerrechnungen von der Steuer absetzen.
Eine genaue Aussage über Kosten der Flachdachbegrünung zu treffen ist nicht möglich, da Sie von vielen verschiedenen Faktoren abhängig ist.
Gerne beraten wir Sie ausführlich zu den Kosten der Dachbegrünung, kontaktieren Sie uns gerne: Kontaktformular.
Geeignete Pflanzenarten
Besonders wichtig bei der Auswahl der Pflanzen für die extensive Dachbegrünung ist es den Standort zu beachten und verschiedene Pflanzenarten zu wählen, da so der Pflegeaufwand erheblich verringert werden kann.
Die Wahl für die Gründachbepflanzung fällt zumeist auf ein Moosdach oder auf verschiedenen Sedum-Arten, auch Fetthenne genannt. Diese eignen sich besonders für Dächer mit dünnschichtigen Aufbauten von 6-10 cm Substratstärke.
Möchte man auf ein artenreiches Gründach setzen, sollten bis zu 12 verschiedene Pflanzenarten ausgewählt werden. Neben den 40 verschiedenen Sedum-Arten gibt es eine Vielzahl von Staudengräsern, die für die Struktur des Daches eine wichtige Rolle spielen. Hier ist darauf zu achten das eine Substratdicke von 15-25 cm vorliegt, die Gräser wie das Diamantgras oder das Goldährengras bevorzugen. Wer sich die Mühe nicht machen möchte alle Pflanzen für das Dach einzeln auszuwählen, kann auf Pflanzenmischung setzen. Diese bilden bereits nach 1-2 Jahren eine geschlossene Dachbegrünung. Sie wird als Samenmischung oder als vorkultivierte Flachballenpflanzen aufgebracht. Die Sedum-Arten werden als Sprossen ausgesät.
Zusätzliche Steinhaufen bieten Wildbienen und anderen Insekten Unterschlupf und können so einen kleinen Beitrag gegen das Aussterben bedrohter Arten bieten. Die meisten Arten von Dachbäumen eigenen sich nicht für die extensive Dachbegrünung.